Am 31.10.24 öffnen wir um 18Uhr das Soziale Zentrum und gemeinsam mit euch wollen wir die Ausstellung beenden. Außerdem werden wir den Film "Solidarität verbindet" noch einmal aufführen, für alle, die am 19.10. verhindert waren. Neben der Ausstellung wird es die Möglichkeit geben 100 Jahre Merchandise zu erwerben, mit uns das ein oder andere Bier zu trinken. Neben dem offiziellen Teil wird es einen Tisch geben, um politischen Gefangenen in der BRD zu schreiben. Gerade für die politischen Gefangenen ist es sehr wichtig, weiterhin von den Kämpfen “draußen” etwas mitzubekommen und so weit wie möglich mit einbezogen zu werden. Das Leben im Knast ist sehr eintönig und jegliche Nachricht, die etwas Licht bringt, egal ob sie von einer bekannten oder unbekannten Person kommt, ist stets willkommen. Jeder Brief schafft Abwechslung und gibt die Möglichkeit die eigenen Gedanken zu erweitern und die Isolation ein stückweit zu durchbrechen.
Beginnend bei der Roten Hilfe Deutschland (RHD) in der Weimarer Republik und in der Illegalität während des NS-Faschismus schlägt der Film einen Bogen über die Neugründung von Rote-Hilfe-Strukturen in den 1970er Jahren bis zur heutigen Roten Hilfe e.V.
Beispielhafte Repressionsfälle zeigen Aktionsfelder aus diesen Phasen auf und nähern sich dem Thema aus verschiedenen Perspektiven: In Interviews kommen linke Aktivist*innen aus unterschiedlichen Bewegungen zu Wort, die angeklagt oder inhaftiert wurden und solidarische Unterstützung erfuhren, ebenso wie Rote-Hilfe-Mitglieder, die die Prozesse begleiteten und Kampagnen organisierten.
Dabei wird deutlich, dass Unterstützungspraxis, Themen und politische Schwerpunkte einige Kontinuitäten, aber auch Änderungen und Brüche erfahren haben. Als roter Faden zieht sich die praktische und organisierte Solidarität durch alle Jahrzehnte.
mit Silke Makowski (Hans-Litten-Archiv) - 07. Oktober 2024 ab 19:00 Uhr Soziales Zentrum, Josephstraße 2, Bochum
Die 1924 gegründete Rote Hilfe Deutschlands (RHD) war eine KPD-nahe Solidaritätsorganisation mit zuletzt rund einer Million Mitgliedern, unterstützt von so unterschiedlichen Persönlichkeiten wie Erich Mühsam, Kurt Tucholsky, Käthe Kollwitz, Albert Einstein oder Thomas Mann. Sie setzte sich für die politischen Gefangenen und deren Familien ein, bezahlte Anwält*innen für Angeklagte und protestierte mit Kampagnen gegen staatliche Repression. Nach dem Verbot durch die Nazis im März
1933 war die RHD jahrelang im Untergrund aktiv. Der Vortrag gibt einen Überblick über die RHD in beiden Epochen und greift Beispiele aus der Region auf. Silke Makowski ist Verfasserin der Broschüre „Helft den Gefangenen in Hitlers Kerkern - Die Rote Hilfe Deutschlands in der Illegalität ab 1933."
In der Weimarer Republik sitzen viele Revolutionär*innen nach gescheiterten
Aufständen hinter Gittern oder Verlieren auf den Barrikaden der Novemberrevolution
oder im Kampf für die Roten Ruhrarmee ihr Leben.
Um den Repressionen etwas entgegenzusetzten, bildet sich aus spontanen
Solidaritätsstrukturen 1924 die Rote Hilfe Deutschlands. Neben der rechtlichen und
materiellen Unterstützung von inhaftierten Arbeiter*innen und Revolutionär*innen
kümmerte sich die Rote Hilfe auch um deren Familien.
Besonders bemerkenswert ist, dass die Organisation zwei Kinderheime betrieb, um die
Kinder politischer Gefangener zu versorgen. Damit wollte man nicht nur die
unmittelbaren materiellen Bedürfnisse dieser Kinder abdecken, sondern ihnen auch
Schutz und Bildung bieten, während ihre Eltern aufgrund ihres politischen Kampfes im
Gefängnis saßen.
Die Rote-Hilfe-Arbeit ist nicht ohne Brüche verlaufen: Die Rote Hilfe Deutschlands der
Weimarer Republik, die zu einer der größten Massenorganisationen der Arbeiter*innen
Bewegung herangewachsen war, wurde 1933 von den Nazis in die Illegalität getrieben
und schließlich blutig zerschlagen.
Erst zu Beginn der 1970er-Jahre entstanden wieder erste Gruppen unter dem Namen
„Rote Hilfe“, die sich politisch stark gegeneinander abgrenzten und bald einen
Niedergang erlebten. Ende der 1970er-Jahre existierte nur noch die von der KPD/ML
gegründete Rote Hilfe Deutschlands, die sich um eine politische Öffnung für breitere
Spektren bemühte.
Damit hatte sie 1986 Erfolg, als sie sich in Rote Hilfe e. V. umbenannte und damit den
Ausgangspunkt der heutigen strömungsübergreifenden Solidaritätsorganisation bildete.
Die Ausstellung zeichnet die komplexe Geschichte der Roten Hilfe(n) und deren
Solidaritätspraxis nach.